Vor 75 Jahren: Wahl des Bürgermeisters Max Grünbeck
Max Grünbeck, dessen Vater Werkmeister bei der Reichsbahn gewesen war, wurde 1907 in Cannstatt bei Stuttgart geboren und stammte aus katholischem Hause. Nach dem Abitur studierte er ab 1926 an der Münchener Universität Rechtswissenschaften und Staatswirtschaft, schloss 1930 mit dem Diplom-Volkswirt ab und arbeitete neben dem Studium als Volontär bei der „Cannstatter Zeitung“ und bei den zentrumsnahen Blättern „Deutsches Volksblatt“ (Stuttgart) und „Rheinischer Kurier“ (Duisburg). Als Jurist arbeitete Grünbeck wohl schon seit 1932 im öffentlichen Dienst. 1936 promovierte er am Institut für Zeitungswissenschaft in München mit dem Thema „Die Presse Großbritanniens“. Am 1. April 1936 wurde er Sachbearbeiter für internationales Devisenrecht bei der Reichsstelle für den Außenhandel in Berlin, 1939 persönlicher Referent des Leiters der Handelspolitischen Abteilung im Auswärtigen Amt und 1941 zum Referatsleiter dieser Abteilung befördert. Ein Jahr später wurde er zum Regierungsrat und 1944 zum Legationsrat ernannt. Grünbecks Mitgliedschaften in der SS ab 1933, der NSDAP ab 1937 und in weiteren NS-Verbänden wie der Deutschen Arbeitsfront und der Reichskulturkammer waren den französischen Besatzungsbehörden nicht bekannt und wurden auch nach Beendigung der Entnazifizierung oder während Grünbecks Amtszeit nicht thematisiert.
Max Grünbeck bewarb sich 1948 auf Empfehlung des späteren Bundeskanzlers Kurt Georg Kiesinger für das Friedrichshafener Bürgermeisteramt. Kiesinger war zu dieser Zeit Landesgeschäftsführer der CDU in Württemberg-Hohenzollern. Beide kannten sich aus ihrer gemeinsamen Zeit im Reichsaußenministerium unter Joachim von Ribbentrop: Kiesinger leitete dort die Rundfunkpolitische Abteilung. Grünbeck bewarb sich als Kandidat der 1948 gegründeten Freien Wählervereinigung. Am 5. Dezember 1948 wurde er mit 72,3 Prozent zum Bürgermeister der Stadt Friedrichshafen gewählt und konnte sich damit deutlich gegen den bisherigen Amtsinhaber Josef Mauch durchsetzen.
Von 1949 bis 1977 amtierte Max Grünbeck als Bürgermeister bzw. Oberbürgermeister von Friedrichshafen. In seine Amtszeit fiel nicht nur die Erhebung Friedrichshafens zur Großen Kreisstadt im Jahr 1951 und 1973 zum Hauptsitz des Bodenseekreises, sondern er konnte auch die technische und gesellschaftliche Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg in der Stadt miterleben und mitgestalten. Seine Amtszeit war geprägt vom Wiederaufblühen der Zeppelin-Industrie, was sich für Grünbeck nicht zuletzt im Aufsichtsratsvorsitz der Zahnradfabrik widerspiegelte, sondern auch im Bau gemeinnützig-sozialer Einrichtungen durch die Zeppelin-Stiftung, wie etwa Kindertagesstätten, das Altenpflegeheim Karl-Olga-Haus, ein Jugendhaus, ein Hallenbad oder das Städtische Krankenhaus (heutiges Klinikum Friedrichshafen).
Für diese wirtschaftlichen und sozialen Erfolge erhielt Grünbeck, der sich in der Öffentlichkeit eher zurückhielt und lieber „unsichtbar“ regierte, zahlreiche Ehrungen: 1956 wurde ihm bei der Rathauseinweihung das große Bundesverdienstkreuz verliehen, zwischen 1964 und 1981 wurde er Ehrenbürger von Sao Caetano do Sul (Brasilien), Wichita (USA-Kansas) und Peoria (USA-Illinois) sowie von der Gemeinde Grubweg bei Passau, die eine Straße nach ihm benannte. 1972 wurde er Ehrensenator der Universität Tübingen, am 5. November 1977 erhielt er die Ehrenbürgerschaft der Stadt Friedrichshafen und schließlich am 29. April 1978 die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. Auf bundespolitischer Ebene nahm Grünbeck die Rolle des Gastgebers für den „Kressbronner Kreis“ ein, bei dem die Große Koalition unter Kiesinger und Willy Brandt im Sommer 1967 inoffiziellen Koalitionsverhandlungen am Bodensee nachging.
Nach Grünbecks Tod 1984 wurde im September 1986 das Max-Grünbeck-Haus in der Katharinenstraße nach ihm benannt, das bis 2002 die städtische Volkshochschule und bis 2007 die Stadtbücherei beherbergte und bis heute Sitz des Stadtarchivs mit Bodenseebibliothek ist.